Kassel 25 das Original
Die
Flugsaison 2014 ist beendet und die Reparatur der DB10 ist nahezu
abgeschlossen. Zeit sich einem neuen Projekt zuzuwenden.
Die
Wahl fiel auf die „Kassel 25“ ein Flugzeug des SEGELFLUGZEUGBAU
KASSEL aus dem Jahr 1930. Das Flugzeug wurde vom NSFK (Nationalsozialistische
Fliegerkorps)
später als Hochleistungssegelflugzeug geführt und in einem Atemzug mit
wesentlich aufwändigeren Flugzeugen wie „Reiher“ oder „Condor III“ genannt.
Nicht
unerwähnt soll bleiben, dass auch
die „Wien“ von Robert Kronfeld, das „Musterle“ von Wolf Hirth und die „Austria“
von August Kupper vom SEGELFLUGZEUGBAU KASSEL gebaut worden sind.
Den Reitz der „Kassel
25“ macht für mich der filigrane Aufbau des Seglers aus.
Aus einem Artikel,
erschienen in der Werkszeitschrift der FIESELER WERKE, erfahre ich, dass man
bei der Konstruktion der Kassel Typen, mitten in der Weltwirtschaftskrise 1929
bis 1932, soviel Material (insbesondere das teuere Flugzeugsperrholz) sparen wollte
wie möglich und dass man damit ein möglichst erschwingliches
Leistungssegelflugzeug anbieten wollte.
Im April 1930
gründete Gerhard Fieseler durch Erwerb einer kleinen Segelflugzeugbauwerkstatt
in Kassel Ihringshausen die Firma SEGELFLUGZEUGBAU KASSEL, die nach einjährigem
Bestehen ihren Namen in FIESELER-FLUGZEUGBAU KASSEL änderte.
In den Anfängen
beschäftigte die Firma 10 – 15 Arbeiter und wurde weitestgehend durch die Preisgelder aufrecht gehalten, die
Fieseler an den Wochenenden mit seinen Kunstflugvorführungen verdiente.
In den Anfangsjahren
entstanden die Segelflugzeugtypen „Kassel 12“ bis „Kassel 25“, deren
Hauptkomponenten wie Flächen und Rümpfe miteinander weitestgehend kompatibel
bzw. austauschbar waren.
Anschließend an das
vom SEGELFLUGZEUGBAU KASSEL gebaute Übungsflugzeug „Kassel 20“ hat die
inzwischen in FIESELER-FLUGZEUGBAU KASSEL umbenannte Firma das
Hochleistungs-Segelflugzeug Kassel 25 entwickelt.
In „FLUGSPORT“ Nr. 15
von Oscar Ursinus aus dem Jahr 1931 wird
damals geschrieben:
Diese neue schnittige Maschine zeigte
bei Ihren Probeflügen am 15.6., ausgeführt von Hurttig, Kegel, Oberiltn,
Hentschel u.a.m., ganz hervorragende Flugeigenschaften.
Die stark nach den Enden zu verjüngten
Flügel sind zweiholmig und abgestrebt. Das Profil, übrigens das gleiche wie bei
der "Kassel 20", wird durch Zwischenschaltung von Hilfsspieren
zwischen die mit 125 mm Abstand an sich bereits sehr eng gesetzten Hauptspieren
sehr gut gewahrt. Die Verdrehsteifigkeit der Flügel wird durch Holzdiagonalen
und der Sperrholznase erreicht; im übrigen ist die Fläche Stoff bespannt. Die
Stahl-Streben sind mit Sperrholz tropfenförmig verkleidet. Die Querruder
besitzen Differential-Steuerung, die derart ausgebildet ist, dass innerhalb des
Gestänges ein mechanischer Druckausgleich entsteht, der die
Kraft am Knüppel sehr
stark verringert. Es ergibt sich daraus eine derart mühelose Betätigung der
Querruder, dass stundenlanges Segeln für den Führer keinerlei Kraftanstrengung
erfordert. Die gewissermaßen normalisierte Art der Flächenaufhängung geht auch
hier darauf aus, die Montage so einfach wie irgend möglich zu gestalten, indem
das Lösen von Spannschlössern, etc. vermieden
wird. Durch Verwendung großer Rollen
wurde eine gute Leichtgängigkeit sämtlicher Ruder erreicht.
Der Führersitz ist mit einer
Hohl-Sperrholzlehne versehen, die gleichzeitig als kleiner Gepäckraum
ausgebildet ist. Wird jedoch ein Rückenfallschirm mitgenommen, so füllt er
genau den Raum der Hohllehne aus, weshalb letztere leicht demontierbar
eingehängt ist. Der Sitzausschnitt ist
mit einer leicht abnehmbaren Verkleidung ausgestattet, die zur Verringerung des
Luftwiderstandes den Kopf des .Führers in einem schmalen Ausschnitt freilässt.
Die Maschine wird serienmäßig mit je, einem Brust- und einem
Hüftenanschnallgurt ausgerüstet. Einbau einer Ausklinkvorrichtung für Schleppflüge ist leicht möglich.
Vorteilhaft ist die Möglichkeit, die
Flächen gegen solche der Type "Kassel 20" ohne irgendwelche Umbauten
auswechseln zu können. Dadurch wird dem Besitzer die Möglichkeit geboten, in
einer Maschine mit 2 verschiedenen Flächen 2 voneinander in den Leistungen
abweichende Typen zu vereinen. Durch die Herstellungsart in Schablonen und eine
sorgfältig durchgeführte Kontrolle aller Teile ist Gewähr dafür gegeben, dass
nicht nur die Auswechselung der Flächen, sondern auch die nachträglich infolge
von Beschädigungen etwa erforderliche Montage von Ersatzteilen tatsächlich
einwandfrei möglich ist.
Der Preis dieser Hochleistungsmaschine
beträgt nur RM 1560.einschl. Anschnallgurten und oben beschriebenem kleinen
Gepäckraum. Trotzdem die Type erst vor 2 Wochen erschien, ist die zur Zeit im
Bau befindliche Serie von 6 Maschinen bereits vergriffen.
Die Type Kassel 25 wird auch auf Wunsch
in Einzelteile zerlegt geliefert und das Baurecht für den Selbstbau gegeben. In
Einzelteilen bezogen, d. h. als kompletten Satz sämtlicher Teile einschließlich
aller für die Fertigstellung erforderlichen Materialien wie Cellon, Stoff, etc.
kostet die Maschine nur noch RM 990.-.
Anzumerken ist hier, dass verglichen mit dem
heutigen jährlichen Durchschnittsverdienst von 34857,- € der damalige
Durchschnittsverdienst lediglich 2074,- RM (Reichsmark) betrug! Ein
Facharbeiter verdiente im Jahr 1930 ca. 90,-RM monatlich.
Spannweite: 18,0 m
Länge über alles: 6,425 m^2
Flächeninhalt: 15,5 m^2
größte Flächentiefe: 1,140m
Seitenverhältnis: 20,9:1
gewogenes Leergewicht: 127 kg,
Fluggeschwindigkeit: 14 m/sec.,
Gleitwinkel: 25:1
Flügelbelastung: 12,8 kg/m',
Sinkgeschwindigkeit: 0,58 m/sec.
Bereits im
Rhön-Wettbewerb 1931, also ein Jahr nach Gründung der Firma waren fast die
Hälfte der geflogenen Maschinen „Kassel“-Typen.
In den Jahren 1930
bis 1932 wurden 55 „Kassel“-Typen ins Ausland geliefert.
„Kassel 25“ Modell im Maßstab 1:4
Das Modell der
„Kassel 25“ soll wieder im Maßstab 1:4 entstehen. Bei den 18m des Originals
ergibt das eine Modellspannweite von handlichen 4,5m.
Nach mühsamen
Recherchen, die leider nicht sehr ergiebig waren, gehen die
Konstruktionsarbeiten, die weitgehend auf einer Dreiseitenansicht aus der NSFK
Publikation „Gleit- und Segelflugzeuge“ aus dem Jahr 1941 basieren,
mittlerweile zügig voran.
Die Dimensionen des
Modells ergaben sich aus der schon oben erwähnten Dreiseitenansicht aus der
NSFK Publikation „Gleit- und Segelflugzeuge“. Auch hier ist ein Rippenabstand
von 125mm wie von Oskar Ursinus beschrieben, dargestellt, was 74 Rippen pro
Flügelseite bedeutet hätte. Das Nachzählen der Rippen in den vorliegenden Fotos
zeigt jedoch, dass lediglich 48 Rippen realisiert worden sind. Den kleiner
werdenden Rippenabstand zur Flügelspitze hin habe ich nicht realisiert, sodass
ich in meiner Konstruktion lediglich 41 Flügelrippen verwende.
Über das verwendete
Profil fanden sich leider keine Hinweise. Das in den 30iger Jahren wohl
beliebteste Profil war wohl das GOE 535. Da bei diesem Profil das Beplanken
wegen des großen Nasenradius´ erleichtert würde entschloss ich mich einfach
dazu auch beim Modell das GOE 535 zu verwenden.
Die Berechnungsergebnisse der Vortex Flugleistungen und die zugehörige EWD Berechnung sind im Folgenden
dargestellt.
Modelldaten:
Spannweite: 4500 mm
Gesamtlänge: 1620 mm
Flügelfläche: 105 dm^2
Flügelstreckung: 19,24
Höhenleitwerkfläche:
13,13 dm^2
Höhenleitwerksstreckung:
4,28
EWD:
3°
Fluggewicht:
≈5000g -6000g
Flächenbelastung: ≈
47 g/dm^2 - 47 g/dm^2
Tragflächenprofil:
GOE 535 (2,7° Schränkung ab Knick)
Leitwerksprofil:
NACA 009
Bauweise:
Spanten und Rippen Pappel Sperrholz , Kiefernleisten, Birken Sprerrholz
Beplankung, KOVERAL Bespannung, Flügel zweiteilig abgestrebt und aufgeschraubt
Höhenleitwerk zweiteilig
angesteckt
Steuerung:
Höhe, Seite, Querruder, Schleppkupplung, für die Landung Querruder nach oben
hallo Dieter
AntwortenLöschenFlugbild ist toll. nur die Arbeit.